Aufs Gleichgewicht kommt es an

Aufs Gleichgewicht kommt es an

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Der Wasserhaushalt

Ein ausgeglichener Wasserhaushalt ist lebenswichtig, da sämtliche Stoffwechselvorgänge und besonders das Herz-Kreislauf-System von diesem Gleichgewicht abhängig sind. Das Wasser im Körper verteilt sich hauptsächlich auf zwei Kompartimente. Zwei Drittel stellen hierbei die intrazelluläre Flüssigkeit dar, ein Drittel liegt außerhalb der Zellen im extrazellulären Raum bzw. in Blut- und Lymphgefäßen. Der Austausch von Ionen und damit der Nachzug der Wassermoleküle ist maßgeblich von der Verteilung von Elektrolyten abhängig. Geraten diese aus ihrem sensiblen Gleichgewicht hat das schnell Folgen für den gesamten Organismus.

 

Elektrolyte als Steuersystem

Elektrolyte sind kleine geladene Teilchen, die im Körper sowohl passiv als auch aktiv durch Membranen passieren und so den osmotischen Druck zwischen Intra- (IZR) und Extrazellularraum (EZR) aufrechterhalten. Im EZR ist Natrium mit der höchsten Konzentration vorhanden und bestimmt gemeinsam mit Chlorid den osmotischen Druck, im IZR ist Kalium hauptverantwortlich.

 

Wenn das Gleichgewicht kippt

Erkrankungen, bei denen viel Körperflüssigkeit verloren geht, verursachen häufig auch einen Verlust an Körperelektrolyten. Eine Dehydratation beim Tier kann verschiedene Ursachen haben. Am häufigsten sind hier unzureichende Wasseraufnahme an heißen Tagen sowie Durchfall und Erbrechen zu nennen.

 

Zu wenig oder zu viel Wasser?

Dehydratationen kommen im gesunden Organismus selten vor. Ausschlaggebend sind hierfür ein natürliches Durstgefühl und eine gesunde Nierentätigkeit. Ältere Tiere und solche, die bestimmte Medikamente nehmen, zum Beispiel Diuretika, können gefährdet sein, wenn sie nicht ausreichend Wasser zu sich nehmen. Sinkt der Flüssigkeitsanteil im EZR, gleicht der Körper mit Hilfe von Umlagerung der verschiedenen Elektrolyte dieses Missverhältnis aus. Bleibt die Flüssigkeitsaufnahme weiterhin aus, können diese Regulationsmechanismen aus dem Ruder laufen. Füllt man das Flüssigkeitsdefizit mit elektrolytarmem Wasser wieder auf, besteht die Gefahr, die extrazellulären Elektrolyte, besonders Natrium, weiter zu verdünnen. Folge kann dann eine Wasservergiftung sein. Die Zellen lagern immer mehr Wasser ein und die Nieren scheiden weniger aus, um Elektrolyte zu sparen während der Hund weiterhin Durst hat, da die Flüssigkeit aus dem EZR entfernt wird.

 

Enteraler Verlust

Bei Durchfall werden besonders viele Elektrolyte über den Magen-Darm-Trakt ausgeschwemmt. Über den hohen Flüssigkeitsanteil im Darm werden die Elektrolyte dem Körper regelrecht entzogen, da diese stets versuchen ihr Gleichgewicht zu halten. Vomitus führt ebenfalls schnell zu Elektrolytmangel, da der Mageninhalt besonders reich an Elektrolyten, vor allem Chlorid, ist. Versucht man, diesen Flüssigkeitsverlust durch elektrolytarmes Trinkwasser auszugleichen, besteht auch hier die Gefahr einer Wasservergiftung (s. letzter Abschnitt).

 

Was Besitzer wissen sollten

Der parenterale Flüssigkeits- und Elektrolytausgleich ist hier Mittel der Wahl. Doch was rät man seinen Patientenbesitzern für unterwegs, für mildere Fälle oder prophylaktisch für die Sommerwanderung im Urlaub? Der erste Schritt ist hier die richtige Einschätzung der Situation durch den Tierbesitzer. Während Durchfall und Erbrechen meist kaum zu übersehen ist, ist der (De-)Hydratationsgrad des Tieres etwas schwieriger zu erkennen. Mit diesen einfache Tipps können Ihren Kunden eine Dehydratation rechtzeitig erkennen:

1.       Verhalten des Tieres

Sucht das Haustier nach Wasser, ist nervös und leckt sich ständig über die Lefzen bzw. leckt feuchte Gegenstände ab, hat das Tier Durst. Hier sollte stets ein Wassernapf zur Verfügung stehen.

2.       Hautturgor

Um Festzustellen, ob oder wie sehr das Tier ausgetrocknet ist, sollten Besitzer den Hautturgor überprüfen. Dazu einen Nackenhaufalte nehmen und einige Zentimeter vom Körper wegziehen, loslassen und beobachten was passiert. Verstreicht sie sofort, gibt es noch keinen Grund zur Sorge. Bleibt sie regelrecht stehen, ist das Tier dehydriert.

3.       Schleimhäute

Schleimhäute, wie zum Beispiel das Zahnfleisch, sollten stets rosa und feucht sein. Ziegen Sie Ihren Kunden, wie sie gefahrlos das Zahnfleisch ihres Tieres untersuchen. Stellt es sich klebrig oder trocken dar, fehlt dem Tier Flüssigkeit.

4.       Urin kontrollieren

Ist der Körper dehydriert, reagiert der Harnapparat durch Einsparung von Flüssigkeit und Elektrolyten – es wird weniger Urin ausgeschieden und dieser ist konzentrierter. Besitzer können erkennen, dass der Harn dunkler, weniger und geruchsintensiver ist.

Erkennt der Besitzer eine Dehydratation, ist ein wichtiger Schritt getan und er kann handeln. Um einen Elektrolytmangel zu verhindern, wird empfohlen, Elektrolyte extra mit zuzuführen. Auch prophylaktisch, wenn absehbar ist, dass es zu Mangelsituationen kommen könnte, ist eine Elektrolytlösung zu empfehlen. Hierzu gibt es Rezepte zum Selbermischen. Praktischerweise gibt es heutzutage aber auch vorgemischte Elektrolytlösungen und –konzentrate auf dem Markt, die man seinen Kunden ans Herz legen kann.

 

Fazit

Es sollte stets Wasser zur freien Verfügung stehen und das Tier sollte immer die Möglichkeit haben, seinen Wasserhaushalt eigenständig ausgleichen zu können. Ältere Tiere, solche mit Problemen im Bewegungsapparat oder solche, die bestimmte Medikamente nehmen, sind dazu möglicherweise nicht imstande. Aber auch bei gesunden, agilen und jungen Tieren können Situationen auftreten, in denen nicht genug Flüssigkeit aufgenommen werden kann. Entweder, da durch Durchfall und Erbrechen mehr Flüssigkeit verloren wird oder aus banaleren Gründen, zum Beispiel auf langen Wanderungen, im Urlaub oder auf Autoreisen. Wichtig ist hier die Sensibilisierung der Besitzer auf diese möglichen Problematiken. Gibt man seinen Kunden die richtigen Techniken und Werkzeuge an die Hand, um Dehydratation zu erkennen, ihr vorzubeugen und sie in milden Fällen zu behandeln, schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Kunden haben ein gutes und sicheres Gefühl und das Tier ist im Zweifelsfall gut versorgt.

 

 

Autor: Sabrina Thomeczek

 Synlab (n.d.). Elektrolyte : Natrium ( Na + ), Kalium ( K + ) und.

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