Ohrenerkrankungen beim Pferd

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Pferdeohren sorgfältig kontrollieren und einigen

Pferdeohren sind nicht nur ein empfindliches Sinnesorgan, sondern haben auch eine besondere Bedeutung für ihre Kommunikation. Erkrankungen der Ohren sollten stets ernstgenommen, frühestmöglich erkannt und behandelt werden. Eine regelmäßige Kontrolle – und wenn nötig Reinigung – der äußeren Abschnitte der Ohren durch den Pferdebesitzer kann hilfreich sein, um Erkrankungen rechtzeitig aufzudecken.

Auch wenn Pferde im Vergleich mit anderen Haustieren, etwa Hunden, seltener an Erkrankungen der Ohren leiden, sollten Tierärzte und Pferdehalter das Sinnesorgan aufmerksam im Blick behalten. Erkrankungen können im Prinzip an jedem Abschnitt des Ohres, angefangen von der Ohrmuschel, über den äußeren Gehörgang bis hin zum Mittel- und Innenohr auftreten.

Krankheiten der äußeren Ohrmuschel

Die äußeren Bereiche des Ohres sind bei Pferden Umwelteinflüssen gegenüber recht exponiert, sodass potenziell Traumata, Infektionen oder ein Parasitenbefall auftreten können. Als Folge einer Verletzung (wie Quetschung oder Hundebiss) kommen zum Beispiel gelegentlich bei Pferden Othämatome vor. In der Regel befindet sich die Blutansammlung an der Innenseite der Ohrmuschel und ist dort als sicht- und tastbare (fluktuierende) Vorwölbung zu erkennen. Othämatome treten in der Regel einseitig auf. Betroffene Pferde neigen oft den Kopf zur betroffenen Seite hin, es kann außerdem auffallen, dass das Pferd beide Ohrmuscheln nicht symmetrisch zueinander aufrichten kann. In der Regel lassen sich Othämatome gut behandeln: Kleinere Varianten können oft konservativ mit Glukokortikoiden zur Abheilung gebracht werden, bei großen Blutansammlungen kann jedoch eine Inzision und das Anlegen eines entsprechend straffen Verbandes notwendig sein.

Auch Riss- und Bissverletzungen, vor allem an den Rändern der Ohrmuschel, kommen beim Pferd vor, zum Beispiel durch Bisse von Hunden oder auch Artgenossen. Hier spielt neben der kosmetischen Wiederherstellung die Prophylaxe von Infektionen eine wesentliche Rolle: Eine antibiotische Abdeckung sowie die Überprüfung beziehungsweise Auffrischung des Tetanus-Impfschutzes sind daher zu empfehlen.

Ohrenfistel

Milchig-weißer Ausfluss an der äußeren Ohrmuschel muss nicht unbedingt aus dem Ohreninneren stammen. Branchiogene Zahnbalgfisteln münden in manchen Fällen an der Vorderseite der Ohrmuschel und fallen hier durch die Absonderungen von Sekret auf. In der Regel wird diese Erkrankung bei jungen Tieren im Alter von zwei bis drei Monaten festgestellt. Die Therapie besteht in einer chirurgischen Entfernung von Fistel, Fistelkanal und der Zyste.

Wie an jeder anderen Körperstelle können auch Neoplasien an der Ohrmuschel von Pferden vorkommen. Hier ist es im Hinblick auf die Prognose von Vorteil, wenn diese früh bemerkt und behandelt werden.

Otitis externa beim Pferd

Entzündungen des äußeren Gehörgangs beim Pferd sind insgesamt nicht sehr häufig, kommen aber hin und wieder vor. Ursächlich können dabei Fremdkörper, zum Beispiel kleine Aststücke oder Kiefernnadeln, die in den Gehörgang eingedrungen sind, beteiligt sein. Bakterielle, mykotische und parasitäre Erreger (z. B. Psoroptes-Milbenbefall) können kausal oder begleitend daran beteiligt sein.

Die Behandlung der Otitis externa richtet sich nach der Ursache. Fremdkörper sollten demnach entfernt werden, der Gehörgang gegebenenfalls auch gespült und mit einem geeigneten Mittel gereinigt werden. Je nach Auslöser kommen antibiotische, antimykotische und antiparasitäre Präparate zum Einsatz, antiphlogistische Wirkstoffe zur lokalen Anwendung können das Abklingen der Entzündung unterstützen.

Otitis media und interna

Hinweise auf Entzündungen im Bereich des Mittel- und Innenohres lassen sich hingegen seltener am äußeren Ohr finden. Pferde mit einer Mittelohrentzündung schütteln unter Umständen häufiger den Kopf oder versuchen das betroffene Ohr an einer Wand oder einem Weidepfosten zu reiben. In der Regel reagiert das Pferd bei Berührung des beteiligten Ohrs auch schmerzempfindlich. Kommt es zu einer Beteiligung des N. vestibulocochlearis können Ataxien, Kopfschiefhaltung und Nystagmus als klinische Hinweise auftreten. Eine Beeinträchtigung des N. facialis hingegen wird durch eine entsprechend einseitige Parese (hängendes Ohr, Lippe, Nüster, unvollständiger Lidschluss) offensichtlich. Die Ansammlung von Entzündungssekreten im Mittel- und Innenohr kann neurologische Symptome hervorrufen. Die Behandlung von Entzündungen des Mittel- und Innenohres hängt von Ihrem Ausmaß und von den beteiligten Strukturen ab. In der Regel kommt eine antibiotische, antiphlogistische und analgetische Therapie zur Anwendung, unter Umständen sind aber auch chirurgische Interventionen erforderlich.

Weitere Informationen
Autorin:
Pascale Huber, Tierärztin, Chefredaktion vetproduction GmbH
Quellen:
Brehm, W. Gehlen, H. et al: Handbuch Pferdepraxis. Enke Verlag 2016
Slovis, N.: Equine otitis media-interna. Equine vet. educ (2012) 24 (6) 276-278

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