Chirurgisches Instrumentarium reinigen und pflegen – so geht’s

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Chirurgische Instrumente reinigen und pflegen

Chirurgische Instrumente in ihrer finalen Ausführung sind das Ergebnis einer langen Entwicklung, um dem Anwender im täglichen Einsatz bestmögliche Handhabung zu bieten. Jedes Instrument wird für einen spezifischen Gebrauch hergestellt. Der Hauptanteil der verwendeten chirurgischen Instrumente besteht aus verschiedenen Metallen wie Chrom, Nickel, Molybdän und Titan. Außerdem werden verschiedene Metalllegierungen wie die Chrom-Wolfram-Legierung genutzt, denn ihre besondere Härte erhöht die Lebensdauer und die Funktionsfähigkeit des Instruments. Darüber hinaus finden auch Kunststoffe und keramische Materialien Verwendung.
Die Einflüsse auf chirurgische Instrumente sind vielfältig, weswegen umso mehr darauf geachtet werden sollte, dass sie sich jederzeit in einem ordnungsgemäßen Zustand befinden:

  • Chemisch: Kontakt mit Körperflüssigkeiten und Reinigungs- beziehungsweise Desinfektionsmitteln
  • Physikalisch: Druck und Hebelkräfte
  • Thermisch: Desinfektion und Dampfsterilisation bei teilweise sehr hohen Temperaturen.

Reinigung und Pflege ermöglichen Langlebigkeit und Funktion

Der Reinigung und Pflege chirurgischer Instrumente kommt eine große Bedeutung zu. Sie ist Grundvoraussetzung für die Funktionsfähigkeit und Lebensdauer des Materials und nicht zuletzt für steriles und hygienisches Arbeiten im Operationsfeld.
Um chirurgisches Instrumentarium fachgerecht zu reinigen und zu pflegen, stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Wie fabrikneues chirurgisches Besteck vor der ersten Sterilisation beziehungsweise dem ersten Gebrauch zu handhaben ist, lässt sich den jeweiligen Angaben des Herstellers entnehmen. Vor allem ist dabei auf mögliche Schutzkappen oder Schutzfolien zu achten – diese müssen vollständig entfernt werden.

Was bei der Reinigung zu beachten ist:
Nach Gebrauch sollte verunreinigtes Instrumentarium schnellstmöglich aufbereitet werden. Vor der Reinigung und Desinfektion ist es wichtig, das Material gründlich mit klarem, fließendem Wasser abzuspülen.
Je nach Instrumentarium und Verschmutzung finden geeignete Reinigungsmittel Verwendung: 

  • pH-neutrale Reiniger wirken schonend bei empfindlichen Materialien wie zum Beispiel Buntmetallen, farbeloxiertem Aluminium und Kunststoffen
  • mildalkalische Flüssigreiniger entfernen mithilfe von Alkalien, Tensiden oder Enzymen zuverlässig Körperflüssigkeiten, Lipide und Proteine

Herstellerangaben zu Konzentration, Temperatur und Einwirkzeit sind unbedingt zu beachten. Außerdem sollten Gebrauchslösungen täglich frisch angesetzt werden. Um mechanische Beschädigungen bei Reinigung und Trocknung zu vermeiden, empfiehlt es sich, flusenfreie, weiche Tücher und Kunststoffbürsten zu verwenden.
Im Rahmen der Instrumentenaufbereitung trägt gute Reinigung maßgeblich zum Werterhalt bei. Reinigungs- und Desinfektionsstandards lassen sich am besten durch maschinelle Verfahren erzielen.

Die maschinelle Reinigung

Zur maschinellen Reinigung wird das Instrumentarium auf spülgerechte Siebkörbe verteilt. Es ist darauf zu achten, dass diese nicht überladen werden, damit kein Spülschatten entstehen kann. Gelenkinstrumente (Scheren, Klemmen, Zangen) müssen geöffnet sein und zerlegbares Instrumentarium muss in seine Einzelteile zerlegt werden. Um Instrumente mit Hohlräumen auch innen vollständig zu spülen, sind auf das Instrumentarium abgestimmte Einsätze mit Spülvorrichtungen zu verwenden. Zur mechanischen Unterstützung und um angetrocknete Verschmutzungen bestmöglich zu lösen, ist eine Ultraschallbehandlung sinnvoll. Bei Instrumenten mit feinen Arbeitsenden oder Mikroinstrumenten sollte jedoch von einer Ultraschallanwendung abgesehen werden.
Sowohl bei manueller als auch bei maschineller Reinigung gilt es, nur das auf das jeweilige Material abgestimmte Desinfektions- und Reinigungsmittel zu verwenden und nach Anweisung des Geräteherstellers vorzugehen.

Inhaltsstoffe im Spülwasser, wie Silikate oder Kieselsäure, können zu Verfärbungen an den Instrumenten führen. Rost aus dem Trinkwasser kann sich ebenfalls auf den Instrumenten ablegen und Rostflecken sowie Folgekorrosion hervorrufen. Für die Schlussspülung sollte deshalb ausschließlich vollentsalztes, demineralisiertes Wasser verwendet werden, auch um zu vermeiden, dass im Wasser gelöste Chloride korrosive Schäden an Instrumenten aus nichtrostendem Stahl verursachen.

Nach der Reinigung ist eine ausreichende Trocknungsphase einzuhalten. Um Korrosion durch Restfeuchtigkeit in der Maschine vorzubeugen, sollte das Instrumentarium direkt nach Ablauf des Programms aus der Maschine entnommen werden.

Reinigung und Desinfektion

In der maschinellen Aufbereitung haben sich Verfahren bewährt, bei denen Reinigung und Desinfektion getrennt voneinander stattfinden. Es stehen sowohl thermische als auch chemothermische Verfahren zur Verfügung, wobei Verfahren mit thermischer Desinfektion zu bevorzugen sind. Hier erfolgt die Desinfektion bei höheren Temperaturen (80-95 °C) und entsprechend langer Einwirkzeit. Thermolabiles Instrumentarium lässt sich mittels chemo-thermischer Verfahren bei niedrigeren Temperaturen (im Allgemeinen ≤ 60 °C) und unter Zusatz eines maschinengeeigneten Desinfektionsmittels aufbereiten.

Instrumente pflegen

Ist das Instrumentarium nach der Reinigung abgekühlt, sollte es eingehend geprüft und gepflegt werden. Dabei gilt es, auf Sauberkeit, einwandfreie Funktion und mögliche Beschädigungen zu achten. Nicht selten verbiegen, brechen oder reißen Teile infolge starker Belastung und Materialalterung. Um das Material vor frühzeitiger Abnutzung zu schützen, sollten bewegliche Teile wie Gelenke und Verschlüsse mit sterilisierbarem und dampfdurchlässigem Instrumentenpflegeöl vor der Sterilisation leicht geölt werden. So lässt sich eine gewünschte Schmierwirkung erreichen und das Instrumentarium vor Korrosion schützen. Bei Verwendung von silikonfreien Präparaten ist die Bildung von Flecken und Krusten auf der Oberfläche ausgeschlossen.

Sterilisation

Um Instrumente am oder im Patienten anwenden zu können, müssen Instrumente nicht nur ordnungsgemäß gereinigt und desinfiziert sein, sondern auch in zugelassenen Sterilisierverpackungen mit einem validierten Verfahren sterilisiert werden. Dazu stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung:

  • Dampfsterilisation – mit Sattdampf, üblicherweise bei 134 °C.

Der benutzte Dampf muss frei von Verunreinigungen sein. Außerdem ist darauf zu achten, dass viele Chemoindikatoren bei direktem Kontakt zu Fleckenbildung auf dem Instrumentarium führen können.

  • Heißluftsterilisation – mit trockener Hitze bei 180 °C für mindestens 30 Minuten.

Langsame Wärmeübertragung und die Bildung von Kälteinseln können uneinheitliche Ergebnisse in der Anwendung verursachen.
 
Um die Sterilität der Instrumente bis zur Anwendung zu gewährleisten, müssen sie anhaltend keimdicht verpackt sein. Eine staubarme, trockene Umgebung sind die Voraussetzung für eine geschützte Lagerung und die Verhinderung von Korrosionsschäden.

Autor: Dr. Philipp Zimmermann, vetproduction GmbH
Datum: März 2019
Quellen:

Liehn M., Schlautmann H. (2011): 1 x 1 der chirurgischen Instrumente. Benennen, Erkennen, Instrumentieren. Springer Verlag
Arbeitskreis Instrumenten-Aufbereitung (2005): Instrumenten-Aufbereitung im Veterinärbereich richtig gemacht. Broschüre AKI
Steinert A. (2018): TFA Fortbildung Instrumentenpflege und Sterilisation. Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover

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