Das richtige Stethoskop

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Das richtige Stethoskop

Das Stethoskop gehört zu der Grundausstattung jedes Arztes und seine Tonqualität sowie die richtige Anwendung kann entscheidend sein darüber, ob die richtige oder die falsche Diagnose gestellt wird. Auf dem Markt gibt es inzwischen zahlreiche Arten an Stethoskopen und die Auswahl wird stetig größer. Doch welche Unterschiede gibt es eigentlich und welches Stethoskop wird wofür genutzt? Was sind die Vor- und Nachteile besonderer Stethoskope und worauf sollte man achten, um ein Stethoskop lange nutzen zu können? Und das allerwichtigste: Welches Stethoskop ist das Richtige für Sie?

Die Technik

Heutzutage unterscheidet man akustische und elektronische Stethoskope.

Akustische Stethoskope sind die klassischen Stethoskope. Sie machen Körpergeräusche durch einfache physikalische Phänomene besser hörbar. Sie bestehen aus den Ohrbügeln, dem Schlauch und dem Bruststück. Das Bruststück enthält eine Membran, welche durch akustische Wellen in Schwingungen versetzt wird und diese durch den Schlauch und die Ohrbügel an das Trommelfell des Untersuchenden weitergibt.

Elektronische Stethoskope verstärken den Schall nicht über Membranen, sondern – wie der Name schon sagt – elektronisch. Sie bieten außerdem die Möglichkeit verschiedene Töne hervorzuheben, Störgeräusche zu eliminieren und Tonaufnahmen zu erstellen. Inzwischen gibt es sogar Stethoskope, die übers Smartphone steuerbar sind. Eine spezielle Membran wird hierzu direkt am Smartphone angebracht und die mithilfe dieser Membran aufgezeichneten Aufnahmen können nachfolgend abgespielt, analysiert und optisch dargestellt werden.

 

Verschiedene Typen

 Das Schlauchsystem

Der Schlauch des Stethoskops ist meist 65 – 70 cm lang, um eine möglichst rückenschonende Auskultation gewährleisten zu können. Trotzdem gibt es hier längere und kürzere Varianten und bei einigen Herstellern kann man die Schlauchlänge individuell bestellen.

Beim Schlauchaufbau unterscheiden sich zwei Systeme – das Einschlauchstethoskop und das Doppelschlauchstethoskop. Beide können sich sehr ähnlich sehen, da auch das Doppelschlauchsystem meist lediglich eine Ummantelung aufweist. Besonders in der Kardiologie und bei doppelseitigen Bruststücken sind solche empfehlenswert.

 

Die Ohrbügel

An den Enden der Ohrbügel befinden sich die sogenannten „Oliven“. Sie sollten aus weichem Gummi sein und die Gehörgänge des Untersuchenden gut abdichten, sodass Störgeräusche aus der Umgebung minimiert werden. An der Basis sind die Ohrbügel durch einen Federbügel miteinander verbunden, sodass die Oliven leicht in die Gehörgänge gepresst werden. Für eine platzsparende Verstauung gibt es auch Federbügel mit Scharnier, sodass die Ohrbügel zueinander geklappt werden können.

 

Das Bruststück

Bruststücke können einseitig sein, sodass man von einem Flachkopf-Stethoskop spricht, oder aber zwei Seiten haben. In diesem Fall spricht man von einem Doppelkopf-Stethoskop. Hierbei gibt es ebenfalls unterschiedliche Varianten. Entweder trägt das Bruststück auf der Rückseite einen Trichter oder aber eine zweite Membran, meist mit kleinerem Durchmesser. Der Trichter enthält keine Membran und ermöglicht eine bessere Wahrnehmung tieferer Frequenzen. Besonders in der Kardiologie ist dies wichtig. Statt des Trichters sind heutzutage auch Bruststücke mit speziellen Membranen auf dem Markt, welche durch unterschiedlichen Aufsetzdruck verschiedene Frequenzen hörbar machen können.

 

Flachkopf-Stethoskope

 Stethoskope mit Einzelkopf sind leichter und meist günstiger, als die komplexeren Varianten. Auch als „Schwestern-Stethoskop“ bezeichnet werden diese vornehmlich in der Pflege, besonders zum Blutdruckmessen, genutzt. Sie sind leicht zu handhaben und zu desinfizieren, haben aber eine verminderte Tonqualität inne. Es ist schwieriger, verschiedene Töne voneinander zu differenzieren, als mit Doppelkopf-Stethoskopen. Außerdem sind Sie meist zu groß, um besonders kleine Strukturen oder kleine Körper zu untersuchen. Geeignet sind diese Stethoskope somit besonders für quantitative Untersuchungen, z.B. Pulsfrequenzbestimmung und Blutdruckmessung.

 

Doppelkopf-Stethoskope

Kardiologen, Pulmonologen und Gastroenterologen profitieren zweifelsfrei von der Investition in ein Doppelkopf-Stethoskop. Besonders die genaue Differenzierung verschiedener Töne und Geräusche ist die Stärke dieser Stethoskope, aber auch die Tonqualität an sich ist meist besser als bei einfacheren Modellen. Beide Varianten, diese mit Trichter und diese mit zweiter, kleinerer Membran, ermöglichen außerdem das gezielte Auskultieren kleinerer Körper oder spezifischer Strukturen. Somit eignen sich Doppelkopf-Stethoskope ebenfalls besonders für Kleintierärzte, deren Patienten auch kleiner Hunde, Vögel und Nagetiere umfassen. Als Pädiatrie-Stethoskop gibt es diese Stethoskope auch in beidseitig kleiner Ausführung. Zu beachten ist trotz alledem, dass kleinere Bruststücke auch eine geringere Lautstärke mit sich bringen. Abschließend kann gesagt werden, dass Doppelkopf-Stethoskope besonders für qualitative Untersuchungen geeignet sind, z.B. zur Auskultation der Herzklappen und Strömungsgeräuschen.

 

Langjährige Begleiter

Damit Ihr Stethoskop Ihnen lange Zeit gute Dienste erweisen kann und gleichzeitig nicht zum Infektionsrisiko für Ihre Patienten wird, ist die regelmäßige Pflege wichtig.

Staub, Fett und anderer Schmutz sammelt sich über die Zeit an – in den Oliven, an der Membran oder im Trichter, selbst wenn man darauf achtet, sein Stethoskop von Flüssigkeiten und Ölen fernzuhalten. Diese Auflagerungen können die Tonqualität beeinflussen und auch die Geräusche verfälschen, ebenso wie Risse in der Schlauchummantelung oder Knicke an den Ohrbügeln. Eine Überprüfung auf Integrität und die regelmäßige Reinigung ist somit besonders wichtig, um eine hohe Qualität Ihrer Auskultation zu gewährleisten. Die Ohroliven sollten dabei abgenommen und gesondert gereinigt werden.

Studien haben ergeben, dass lediglich 18 % aller Stethoskope regelmäßig desinfiziert werden. Ein Review mehrerer Studien zeigte auf, dass 85 % aller Stethoskope bakteriell kontaminiert sind, mit 27 bis 158 koloniebildenden Einheiten. Um zu verhindern, dass Ihr Stethoskop zum Infektionsrisiko für Ihre Patienten, und auch für Sie selbst wird, ist die regelmäßige Desinfektion unabdingbar - vom Sterilisieren sollten Sie allerdings absehen, da das Stethoskop beschädigt werden kann. Eine Desinfektion mit 70 %-iger Alkohollösung ist hier das Mittel der Wahl.

 

Autor: Sabrina Thomeczek

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