Gesunder Nachwuchs: Die wichtigsten Schritte nach einer Geburt

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Gesunder Nachwuchs

Fohlen, Welpen und Kälber sind nicht einfach Miniatur-Ausgaben Ihrer Elterntiere. Bei Neugeborenen gibt es stets einige Besonderheiten, die während der Untersuchung und Versorgung beachtet werden müssen.

Viele erste Male

Vom ersten Kontakt mit der Außenwelt über den ersten Atemzug und den ersten Aufstehversuch bis hin zur ersten Milchaufnahme– für Neonaten sind die ersten Lebensminuten und –stunden extrem aufregend! Aber wann sollte was passieren und ist das Jungtier gesund genug, um diese Herausforderungen zu meistern? Für diese Einschätzung wird schon lange der APGAR-Score herangezogen und über die Jahre für verschiedene Tierarten angepasst.

APGAR-Score

Der APGAR-Score oder –Index ist ein Instrument zur standardisierten Einschätzung der Vitalität eines Neugeborenen in den ersten Lebensminuten.
Ins Deutsche übersetzt steht APGAR für folgende Charakteristika:
A    -    Atmung
P    -    Puls
G    -    Grundtonus
A    -    Aussehen
R    -    Reflexe
Pro Charakteristikum werden je nach Befund 0-2 Punkte vergeben. Aufgrund der Summe dieser Punkte wird das Jungtier zum Schluss als vital, schwach oder gefährdet eingestuft.
Während das Schema für alle Tiere gleich abläuft, müssen tierartspezifische Abweichungen, besonders in Hinsicht auf Puls- und Atemfrequenz, selbstverständlich angepasst werden.

Welpen

Tabelle-Welpen

Die Einschätzung der Welpenvitalität erfolgt anhand der summierten Punkte zwischen 0 und 10:
0-3 Punkte    -    Gefährdeter Welpe
4-6 Punkte    -    Schwacher Welpe
7-10 Punkte  -    Vitaler Welpe

Fohlen und Kälber

Für Fohlen und Kälber wurde das APGAR-Schema zusätzlich um Reflexspezifikationen erweitert.

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Gießener und Früherkennungsschema

Während das APGAR-Schema stets weiterentwickelt und angepasst wurde, haben sich weitere Schemata etabliert. Besonders für Pferde wird heutzutage oft das 2010 veröffentlichte Gießener Früherkennungsschema genutzt. Da der Tierarzt bei Geburten häufig nicht anwesend ist, ist dieses Schema in verschiedene Zeitspannen eingeteilt:

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Wichtiges nicht vergessen

Während diese Beurteilungsschemata sehr nützlich zur standardisierten Einschätzung der Jungtiergesundheit sind, sollten einige Untersuchungsschritte dennoch nicht in Vergessenheit geraten:

Die Atemwege
Neben der Atemfrequenz muss stets auch auf Atemgeräusche, rasseln o.ä. geachtet werden. Der erste Schritt bei der Untersuchung sollte stets das Freilegen der Atemwege und das Entfernen von Schleim und anderen verlegenden Substanzen auf der Nase und dem Maul des Neonaten sein.

Der Nabel
Die Kontrolle des Nabels ist bei jedem Jungtier bei jeder Untersuchung ein wichtiger Aspekt. Nicht selten treten Erreger über die Nadelwunde ein und führen zu einer Infektion. Andererseits ist eine Urachusfistel auszuschließen. Der Nabel sollte trocken, nicht gerötet und nicht schmerzhaft sein. Eine regelmäßige sanfte Desinfektion mithilfe Dip-Becher ist hier in jedem Fall zu empfehlen. Ein praktischer Begleiteffekt: Desinfiziert der Besitzer regelmäßig den Nabel des Jungtiers wird dieser regelmäßig angesehen und potentiell pathologische Veränderungen fallen früh auf.

Das Muttertier
In der Aufregung um die Geburt und die Freunde um den Familienzuwachs darf das Muttertier nicht in Vergessenheit geraten. Während die Untersuchung, Versorgung und das Sicherstellen der Vitalität des Neonaten sicherlich oberste Priorität hat, muss zeitnah das Muttertier untersucht werden. Möglicherweise gibt es Geburtsverletzungen, die versorgt werden müssen oder die Nachgeburt ist noch nicht oder nicht vollständig abgegangen. Weiterhin muss sichergestellt werden, dass die Mutter beriet ist, sich um den Nachwuchs zu kümmern. Lässt sie das Junge trinken? Hat sie genug Milch und läuft diese? Ist das Kolostrum ausreichend oder vielleicht sogar zu früh schon abgeflossen? Erst, wenn all diese Umstände gesichert sind, können Mutter und Junges als gesund eingestuft werden.

Autor: Dr. med. vet. Sabrina Thomeczek
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