Impferinnerungen: Recall-Systeme in der Tierarztpraxis wichtiger denn je

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Recall-Systeme zur Erinnerung an verschiedene Vorsorgemaßnahmen, Gesundheits-Check-ups oder Impfungen sind in den meisten Tierarztpraxen und -kliniken etabliert. Dennoch setzt nicht jeder die Erinnerungsmaßnahmen konsequent und überlegt um – das ist in mehrfacher Hinsicht bedauerlich. Denn zum einen obliegt es der Aufgabe von Tierärztinnen und Tierärzten für den Gesundheitsschutz der Tiere Sorge zu tragen und dazu zählt auch TierbesitzerInnen über notwendige Maßnahmen wie Impfungen, Parasitenprophylaxe oder Zahnkontrollen zu informieren. Zum anderen bietet die Praxis ihren Kunden damit einen sehr guten Service und tut etwas für die Kundenbindung. Sie zeigen damit, dass Ihnen jeder einzelne Patient wichtig ist und Sie dessen gesundheitliche Bedürfnisse im Blick haben.

Recall-Systeme: Welches Medium ist das Richtige?

Die Gestaltung und Umsetzung von Recalls, wie etwa Impferinnerungen für Kleintiere (Hunde, Katzen, Kaninchen, Frettchen) sowie Pferde kann auf verschiedenen Wegen erfolgen. Momentan erscheinen digitale Versionen per E-Mail oder SMS als die modernste und praktikabelste Lösung, vermutlich ist es auch die preiswerteste. Daneben ist noch immer die „Old-Fashion-Variante“, die Impferinnerung in Form von Postkarten, eine Option.

Doch bevor Sie sich auf ein System festlegen, ist es wichtig sich zunächst an den Bedürfnissen Ihrer Kunden zu orientieren. Damit diese die Erinnerung auch wirklich als Service positiv bewerten, sollten Sie HalterInnen über die Maßnahme informieren beziehungsweise, deren Einverständnis einholen. Eine Möglichkeit ist die Abfrage in einem Anmeldeformular, welches Ihre TierhalterInnen direkt im Wartezimmer der Kleintierpraxis ausfüllen, Pferdepraktiker können entsprechend eine Abfrage vor Ort dem Pferdehalter aushändigen. Darin können TierbesitzerInnen dann selbst auswählen, ob und in welcher Form (E-Mail, SMS oder per Post) sie informiert werden möchten. Dies lässt sich zudem gut mit der DSGVO-konformen Einverständniserklärung zur Datenverarbeitung kombinieren.

Auf diese Weise stellen Sie sicher, dass Ihre KundInnen Ihre Erinnerung nicht als lästige Werbung, sondern dankbar als nützlichen Service auffassen.

In der Regel lässt sich in der jeweiligen Praxissoftware eine Erinnerungsfunktion einstellen, mit deren Hilfe sich dann regelmäßig Listen erstellen lassen, wer wann, welche Form der Erinnerung erhält.

Wichtig: Die Listen sollten mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt werden, denn nichts werden Ihnen TierhalterInnen übler nehmen, als eine Impferinnerung für ihr verstorbenes Tier zu erhalten.

Denken Sie und Ihr Team auch daran, bei jedem Termin bereits an der Anmeldung zu klären, ob die persönlichen Daten von PatientenbesitzerInnen noch aktuell sind.

Postkarten als Impferinnerung: Teuer und nicht zeitgemäß?

Tatsächlich scheint hier das Medium Print eine Ausnahme in der zunehmend digitalisierten Welt zu sein und sollte in seiner Wirkung nicht unterschätzt werden. Dies hat mehrere Gründe:

Postkarten lassen sich sehr gut individualisieren, ein ansprechendes, vielleicht auch lustiges Design, angepasst auf die Tierart, kommt bei den meisten HalterInnen gut an. Viele Menschen mögen es außerdem auch heute noch, etwas „in der Hand zu haben“. Zudem bestehen größere Chancen, dass der Termin auch wirklich wahrgenommen wird, weil die Karte häufig an den Kühlschrank, die Pinwand oder an der Garderobenablage platziert mehrmals täglich wahrgenommen wird, während E-Mails einmal gelesen und dann „aus den Augen aus dem Sinn“ in Vergessenheit geraten.

Ein Argument gegen die Impferinnerung als Postkarte sind gegebenenfalls die Kosten für Druck und Porto. Geht man jedoch davon aus, dass die Erfolgsrate höher als bei den digitalen Varianten ist, kann sich die Postkarte durchaus rechnen. Wirtschaftlich betrachtet erbringt ein Recall zumeist nicht nur den Ertrag der Impfung. Im Rahmen der Allgemeinuntersuchung, die vor der Impfung stattfindet, werden oftmals Gesundheitsprobleme oder andere erforderliche Gesundheitsmaßnahmen festgestellt.

Aktuelle Impfempfehlungen von Hund, Katze, Frettchen und Kaninchen

Die StIKo Vet gibt regelmäßig aktualisierte Empfehlungen für die Grundimmunisierung und die Auffrischungsimpfung für Hunde, Katzen, Frettchen und Kaninchen heraus.

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen den

  • Core-Vakzinen, gegen die jedes Tier zu jeder Zeit geimpft sein sollte und
  • Non-Core-Vakzine, gegen die nur manche Individuen unter bestimmten Umständen geimpft sein sollten.
  • Non-Core-Vakzine, die nur in Ausnahmesituationen empfohlen werden.
  • Nicht empfehlenswerte Impfungen

Einige der früher zum Teil routinemäßig eingesetzten Impfungen werden inzwischen ausdrücklich nicht mehr empfohlen: Dies betrifft die Immunisierung gegen FIP und canine Coronaviren. Sofern die Frage in der Praxis auftaucht, sollten TierhalterInnen darüber aufgeklärt werden, dass es bislang keine Hinweise für eine Kreuzprotektivität gegen SARS-CoV-2 gibt, das in seltenen Fällen von infizierten Menschen auf ihre Hunde und Katzen übertragen wurde.

Aktuelle Impfempfehlungen für Pferde

Auch für Pferdepraktiker sind Recall-Systeme zur Impferinnerung sinnvoll. Die StIKo Vet stellt für die Impfung von Pferden aktuelle Empfehlungen zur Verfügung. Ähnlich wie für Kleintiere, erfolgt hier die Kategorisierung in Core- und Non-Core-Impfungen.

Zu den Core-Komponenten für Pferde zählen die Immunisierungen gegen

  • Tetanus
  • Equine Influenza (EIV)
  • Equines Herpesvirus(EHV)-Infektionen vom Typ 1 + 4

Folgende Non-Core-Komponenten werden in Abhängigkeit von der individuellen Situation des Pferdes empfohlen gegen

  • Druse
  • Equine Rotavirus-Infektionen
  • Equine virale Arteritis
  • Lyme-Borreliose
  • Tollwut
  • Dermatomykosen (Trichophytie, Mikrosporie)
  • West-Nil-Virus-Infektionen

Da in den vergangenen Jahren die Impfempfehlungen immer wieder mal Änderungen erfahren haben, ist es empfehlenswert, sich regelmäßig auf der Internetseite des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), dem die StIKo Vet zugeordnet ist, zu informieren.

Weitere Informationen

Autorin: Pascale Huber, Tierärztin, Chefredaktion vetproduction GmbH

Datum: Februar 2021

Quellen:

Empfehlungen der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet): Leitlinie zur Impfung von Kleintieren file:///C:/Users/Huber/AppData/Local/Temp/2021_01_01_Impfleitlinie-Kleintiere.pdf (Stand: 01.01.2021)

Empfehlungen der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet): Leitlinie zur Imofung von Pferden. file:///C:/Users/Huber/AppData/Local/Temp/2019_02_01_Impfleitlinie_Pferde.pdf (Stand: 01.02. 2019)

Raphael Witte, Ruhmservice Consult: Recall Teil 1: So geht in Ihrer Praxis die Post ab. https://www.ruhmservice.de/recall-tierarzt-teil1/ (Abruf: Februar 2021)

 

 

 

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