Perfektes Wundmanagement

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Wundmanagement in der Tierarztpraxis

Wunde nähen - ja oder nein?

Fragen wie: Welche Erstversorgung ist erforderlich? Ist ein primärer Wundverschluss möglich? Wann ist eine primär verzögerte und wann eine sekundäre Wundheilung anzustreben? Machen Sie sich das Leben leicht: Mit dieser Übersicht zum Thema Wunden haben Sie die Antworten stets parat.

Sicher und sortiert in Sachen Wundbehandlung

Vor allem das Thema „nähe ich oder nähe ich nicht“ führt immer wieder zu Unsicherheiten – zu Recht, denn bei der Einteilung der Wunden sind die Übergänge oft fließend.

Hilfreich und einfach zur Orientierung ist folgende Einordnung der Wunden in drei Klassen:

Klasse I: Alter der Wunde ˂6 h, keine oder minimale Kontamination
Klasse II: Alter der Wunde 6-12 h, Wunde ist kontaminiert
Klasse III: Wunde ist ˃12 h alt, verschmutzt und/oder infiziert

Gemäß dieser Klassifizierung erfolgt dann das therapeutische Vorgehen:

Primärer Wundverschluss:

Wunden der Klasse I, Voraussetzung:

  • Sorgfältig gereinigte Wunde (Wunddesinfektion mit geeignetem Produkt, Spülung, Entfernung der Haare im Bereich der Wundränder etc.)
  • Kein Fremdmaterial in der Wunde
  • Naht möglich, ohne Hohlräume zu hinterlassen

Primärer Wundverschluss nach Resektion:

Wunden der Klasse II und III, Voraussetzung:

  • Resektion der Wundränder erfolgt im gesunden, nicht infizierten Bereich
  • Spannungsfreie Adaptation möglich
  • Naht der Gewebeschichten hinterlässt keinen Hohlraum

Primärer Wundverschluss nach Drainage:

Alle tiefen Wunden oder solche, die nach Verschluss einen Hohlraum hinterlassen
Behandlung durch Anlegen der Drainage nach Auffrischen der Wundränder sowie nach Spülen und Desinfektion der gesamten Wunde.

Primär verzögerte Wundheilung:

Wunden der Klasse II und III, wenn

  • Keine Resektion der Wundränder im gesunden/nicht infizierten Bereich und anschließende Adaptation möglich ist.

Stark verschmutzte Wunden Klasse III, wenn

  • Keine chirurgische Versorgung zu einer verschließbaren, ausreichend sauberen Wunde führt.

Behandlung erfolgt durch Débridement (sprich Wundtoilette) über 3-5 Tage (z. B. Trocken-Trocken-Verband bei nässenden Wunden, Nass-Trocken-Verband bei wenig nässenden Wunden) und anschließender Wundverschluss bei entsprechend sauberer Wunde.

Sekundäre Wundheilung:

Wunden der Klasse III, die aufgrund der Verschmutzung/ Infektion oder ihrer Größe keine Naht zulassen. Ziel ist eine sekundäre Wundheilung über Granulation, Kontraktion und Epithelisierung bis zur vollständigen Abheilung.

Wichtige Maßnahmen, neben der lokalen Wundversorgung, sind eine angemessene Schmerzbekämpfung und Antibiose zur Infektionsprophylaxe beziehungsweise -therapie.

Starkes Team: Schulen Sie Ihre Tierhalter

Nutzen Sie auch als hilfreichen Service für Ihre Patientenbesitzer „Das ABC der Wundversorgung“, das Sie hier kostenlos herunterladen können. Damit geben Sie Tierhaltern die wichtigsten ersten Schritte im Umgang mit Wunden an die Hand – so schaffen Sie Sicherheit und sparen zudem wertvolle Zeit in der Sprechstunde.

Das ABC der Wundversorgung

Wenn Ihr Haustier sich eine Wunde zugezogen hat, sollten Sie auf einige wichtige Maßnahmen achten, bevor Sie sich auf den Weg zu Ihrem Tierarzt machen.

  • Grundsätzlich gilt: Lassen Sie jede Art von Wunde von Ihrem Tierarzt untersuchen! Nur so lassen sich Infektionen und Komplikationen von vornherein verhindern.
  • Kleine oberflächliche Schürfwunden können Sie unter handwarmen Leitungswasser sauberspülen und anschließend mit einem geeigneten Produkt desinfizieren. Am besten beziehen Sie dies vorsorglich von Ihrem Tierarzt und haben so in Ihrer Hausapotheke immer das richtige Mittel zur Hand.
  • Großflächige oder tiefgehende Wunden können Sie mit einer sterilen, d. h. keimfreien Mullkompresse (aus der Apotheke) abdecken. So vermeiden Sie, dass die Wunde auf dem Weg zum Tierarzt verschmutzt. Bei stark blutenden Wunden versuchen Sie, die Kompresse mit Druck auf der Wunde zu halten, bis Sie beim Tierarzt angekommen sind.
  • Bei eingespießten Fremdkörpern wie Nägeln oder Ästen versuchen Sie, diese nicht herauszuziehen. Wenn möglich, decken Sie auch hier die Wunde mit einem sauberen Tuch ab und machen sich so schnell wie möglich auf den Weg zum Tierarzt.

Hund mit Wunde

 

Achtung! Auch kleine Wunden können eine ernste Infektionsgefahr darstellen. Lassen Sie sich nicht vom ersten Anschein der Wunde auf die falsche Fährte locken. Insbesondere nach einer Beißattacke eines anderen Tieres sollten Sie Ihr Tier sehr sorgfältig nach Bissverletzungen absuchen. Finden Sie eine einzelne Wunde, suchen Sie unbedingt weiter – fast immer gibt es einen Gegenbiss unter- oder oberhalb. Bissverletzungen sind oft klein und können harmlos aussehen. Mit den Zähnen werden jedoch immer Bakterien aus dem Maul in die Tiefe der Wunde eingebracht. Eine Kruste verschließt die Wunde zwar schnell an der Oberfläche, darunter vermehren sich jedoch Keime und nach einigen Tagen kann sich Eiter ansammeln (Abszess).
Quelle: Kohn, B. et al.: Praktikum der Hundeklinik. Enke Verlag, Stuttgart 2018

Den Originalbeitrag können Sie auch auf Vets online, dem Portal für Tierärzte ansehen.


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