Wenn das Ohr schmerzt

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Ohrenpflege bei Hund und Katze – ein leidiges Thema?

(von Pascale Huber, Tierärztin)

Bei Hunden und Katzen mit einer Neigung zu Ohrenproblemen, spielt die Ohrenpflege eine wichtige Rolle. Diese gestaltet sich für Tierhalter mitunter schwierig – gelingt es ihnen nicht die Ohren regelmäßig zu reinigen, steigt jedoch das Risiko für erneute Entzündungen. Wie kann man den Teufelskreis durchbrechen?

Ohrenpflege bei Hund und Katze: Warum ist es ein leidiges Thema?

Erkrankungen der Ohren kommen beim Hund relativ häufig vor. So ist schätzungsweise jeder fünfte Hund von akuten oder chronischen Entzündungen des äußeren Gehörgangs (Otitis exerna) betroffen. Diese kann je nach Ausprägung extrem schmerzhaft sein; jede Berührung, ob bei der Untersuchung oder im Rahmen der Therapie, hinterlässt bei betroffenen Hunden bleibende Erinnerungen. Kein Wunder, wenn die regelmäßige Pflege dann zur Tortur wird, selbst wenn die Ohrentzündung schon wieder abgeheilt ist. Manche Ohrenpatienten ergreifen schon beim bloßen Anblick des Ohrreinigers die Flucht oder reagieren panisch. Rabiate Hundebesitzer, die dann mit festem Griff eine Ohrreinigung oder Medikamenteneingabe erzwingen, brauchen für künftige Behandlung erst recht nicht mehr auf Kooperationsbereitschaft zu hoffen. Daher ist von Anfang an, ein behutsamer Umgang mit Hundeohren gefragt. Auch Katzen leiden gelegentlich unter Entzündungen der Ohren. Ihrem Naturell entsprechend lassen Katzen ohnehin nur ausgiebigere Manipulationen freiwillig zu, wenn sie bereit dafür sind – eine erzwungene Ohrreinigung, wird dem Besitzer einer wehrhaften Katze daher vermutlich nur einmal gelingen.

Was sind die Ursachen für Ohrenprobleme beim Hund?

Die Ursachen für akute und auch chronische Entzündungen des äußeren Gehörgangs sind sehr vielfältig. Zu den begünstigenden Faktoren gehören:

  • Rasse (z. B. mit hängenden, enganliegenden Ohren, enger Gehörgang, starke Behaarung im Gehörgang)
  • Überproduktion von Zerumen
  • Dauerhaft feuchter Gehörgang (z. B. durch häufiges Baden)
  • Verletzungen oder Reizungen des Gehörgangs (z. B. durch unsachgemäße Ohrreinigung, Haarentfernung oder reizende Reinigungslösungen)
  • Andere Faktoren, die den Gehörgang verengen (z. B. Polypen, Tumore, Gewebehyperplasien)


Auch Parasiten (z. B. Otodectes und Sarcoptes-Milbenbefall), Fremdkörper im Gehörgang (Grannen) und Allergien (auf Futterbestandteile oder Stoffe aus der Umwelt) sowie Autoimmunerkrankungen zählen zu den Auslösern von Ohrenentzündungen. Liegen bei einem Hund eine der Ursachen und/oder begünstigende Faktoren vor, bringen diese letztlich den physiologischen Bakterienbesatz des äußeren Gehörgangs aus dem Gleichgewicht. Vor allem Bakterien, wie β-hämolysierende Streptokokken und Staphylokokken (S. pseudointermedius), infizieren die Haut und beteiligen sich dann an der Ohrentzündung. Daneben spielen Hefepilzinfektionen (v. a. Malassezia pachydermatis) meist eine Rolle, insbesondere bei allergischen Hauterkrankungen als Ursache.

Wegen des breiten Ursachenspektrums der Otitis externa beim Hund ist eine sorgfältige Diagnostik die Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie. Bleibt diese aus, können Rezidive und langwierige Behandlungen die Folge sein. Die Therapie erfolgt dann – je nach Ursache – zum Beispiel durch eine antiparasitäre Behandlung, dem Vermeiden allergieauslösender Stoffe, einer antibakteriellen und oft auch einer zugleich antimykotischen und antientzündlichen Therapie.

Otitis externa auch bei Katzen häufig

Entzündungen des äußeren Gehörgangs sind auch bei Katzen keine Seltenheit. Auch hier können Bakterien, Hefen und Parasiten ursächlich beteiligt sein. Zwar sind auch in gesunden Katzenohren Staphylokokkus intermedius, β-hämolysierende Streptokokken spp., Proteus spp. sowie Malassezien in geringer Anzahl zu finden, jedoch kann es unter bestimmten Umständen, etwa bei einem mechanisch verengten Gehörgang, zu einer massenhaften Vermehrung und Infektion kommen. Zu den begünstigenden Faktoren der Otitis externa bei der Katze gehören zum Beispiel:

  • Polypöse Veränderungen im Gehörgang
  • Tumore des Gehörgangs
  • Parasiten (Otitis externa parasitaria durch Otodectes- oder Sarcoptes-Milben)
  • Allergien (Futtermittel, Flohspeichel u. a.)
  • Atopische Dermatitis
  • Autoimmunerkrankungen


Katzen mit einer Otitis externa leiden (je nach Ursache) oft unter deutlichem Juckreiz der Ohren, was sich durch ständiges Kratzen und Kopfschütteln äußert. Dadurch verschlechtert sich der Hautzustand des äußeren Ohres weiter, die Ohrmuschel kann dann stark gerötet, geschwollen und auch blutig aussehen. Der schlechte Hautzustand ebnet schließlich zusätzlichen bakteriellen und mykotischen Infektionen den Weg.

Ohrenentzündungen bei der Katze: Erkennen und behandeln

Genau wie beim Hund, bildet auch bei der Katze eine gründliche Diagnostik und Erhebung der auslösenden Faktoren die Basis für eine effiziente Behandlung. Die Therapie erfolgt dann entsprechend der Ursache medikamentös (z. B. Antiparasitika), unter Umständen auch chirurgisch. Häufig werden auch bei Katzen Präparate zur lokalen Anwendung verabreicht, die antibiotische, antimykotische und antiinflammatorische Eigenschaften vereinen.

Wann ist eine Ohrreinigung bei Hunden und Katzen sinnvoll?

Grundsätzlich ist es ratsam die Ohren von Katzen und Hunden in regelmäßigen Abständen zu kontrollieren. Sind die Ohren gesund und liegen keine besonderen Erkrankungen vor, die Ohrenentzündungen begünstigen, ist es zunächst nicht notwendig eine spezielle Ohreinigung durchzuführen. Leicht verschmutze Ohren können sanft mit einem feuchten Baumwolltuch gereinigt werden. Tierbesitzer sollten darüber aufgeklärt werden, dass sie keinesfalls Wattestäbchen oder andere Gegenstände in den Gehörgang einführen dürfen.

Die Reinigung des äußeren Gehörgangs gehört zur Behandlung von Hunden und Katzen mit Gehörgangentzündungen bei intaktem Trommelfell. Dazu eignen sich spezielle Ohrreiniger, die das Zerumen lösen und/oder antiseptisch wirken. Damit die betreffenden Tiere das Einbringen von Medikamenten und Ohrreinigern überhaupt zulassen, ist es wichtig von Anfang an so behutsam wie möglich vorzugehen.

Nicht alle Hunde und Katzen mit einer Otitis externa haben Schmerzen, in manchen Fällen steht vor allem der Juckreiz im Vordergrund. Idealerweise werden Veränderungen der Ohrmuschel oder des Gehörgangs schon bemerkt, bevor Entzündungen und Schmerzen bestehen: Zu diesem Zeitpunkt stehen die Chancen gut, dass das Tier Manipulationen an den Ohren zulässt. Bestehen Schmerzen sollten diese in jedem Fall zuvor analgetisch versorgt werden. Bei sehr ausgeprägten, schmerzhaften Entzündungen kann es auch gerechtfertigt sein, die tierärztliche Untersuchung und Behandlung zunächst unter Allgemeinanästhesie durchzuführen.

Da Tierhalter die weiterführende Therapie in der Regel zu Hause selbst durchführen müssen, unterstützt eine Handlungsanweisung eine gute Compliance. Gut ist es Hunde und Katzen spielerisch an Berührungen am Ohr zu gewöhnen – das gelingt am besten in Phasen, in denen die Ohren gesund sind und in ruhiger Atmosphäre. Es kann außerdem hilfreich sein, ausgiebigere Berührungen (etwa das vorsichtige Auswischen der Ohrmuschel) zunächst zu belohnen, bis diese für das Tier zu Gewohnheit geworden sind. Bevor Tierhalter Ohrreiniger zu Hause alleine verabreichen, sollte eine fachliche Anleitung in der Praxis erfolgen. Hilfreich ist es dazu anhand einer Grafik die anatomische Lage von Gehörgang und Trommelfell sowie den anatomischen Besonderheiten von Hund und Katze zu erläutern. Tierhalter erhalten dadurch mehr Sicherheit. Sie sollten zudem erfahren, wie sie den Gehörgang ihres Tieres durch leichten Zug an der Ohrmuschel strecken, und wie sie den Applikator beziehungsweise das Endstück des Reinigers am Ohr ansetzen. Das anschließende leichte Einmassieren lassen sich Hunde und Katzen, die schmerzfrei sind, normalerweise gerne gefallen.
Auch das anschließende Auswischen der Ohren gelingt den meisten Tierhaltern dann ohne Probleme.

Weiter Informationen
Autorin:
Pascale Huber, Tierärztin, Chefredaktion vetproduction GmbH
Quellen:
Kohn B., Schwarz G.: Praktikum der Hundeklinik. Enke, 2017
Lutz, H., Kohn, B. Forterre, F.: Krankheiten der Katze. Enke, 2014

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