Zupfen oder nicht zupfen?

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Zupfen oder nicht zupfen?

Ohrerkrankungen bei Hunden – besonders Otitiden - sind einer der häufigsten Gründe für einen Tierarztbesuch. So mancher meint, durch das Zupfen der Haare im Hundeohr eine einfache Vorbeugemaßnahme gegen Entzündungen gefunden zu haben. Doch stimmt das? Die Haare im Ohr haben nämlich auch eine wichtige Funktion: Sie halten Fremdkörper, Insekten und Schmutz erst einmal davon ab, in die Tiefe des Ohres zu gelangen und verhindern damit mögliche Schäden. Verlegen die Haare allerdings den äußeren Gehörgang und verklumpen mit Cerumen, können sie allerdings auch selbst Probleme verursachen. Also was tun?

Wie so häufig gibt es auch in diesem Thema keine Pauschalantwort, die auf jeden Hund passt. Es sollte stets eine individuelle Nutzen-Risiko-Analyse erfolgen und die Entscheidung pro und kontra Zupfen darauf basierend getroffen werden. Dabei sind einige wichtige Punkte zu beachten:

Mikroläsionen

Haarezupfen – egal wo, doch besonders an der empfindlichen Haut im Hundeohr – verursacht immer Mikroläsionen, die als Eintrittspforte für Erreger dienen können. Deshalb gilt: Von prophylaktischem regelmäßigen Haarezupfen ist ohne Indikation in jedem Fall abzuraten.

Schmerz

Haare auszureißen ist bekanntlich schmerzhaft. Leidet der Hund bereits an einer schmerzhaften Otitis, sollte man diesen nicht noch durch das Zupfen schlimmer machen. Folge kann sein, dass der Hund sich womöglich gar nicht mehr ins Ohr sehen lässt. Weiterhin sind erwähnten Mikroläsionen bei bestehenden Otitiden ebenfalls zu vermeiden.

Freier Gehörgang

Hat ein Hund besonders viele Haare in den Ohren können diese den Gehörgang verlegen. Verklumpen sie dann auch noch mit Cerumen und Schmutz bilden sich feste in die Tiefe ziehende Stränge. Sie verhindern, dass Luft in den Gehörgang und Cerumen aus dem Gehörgang herauskommt. Eine Untersuchung ist ebenfalls nicht möglich. In diesen Fällen ist das Entfernen der Haare bzw. Stränge in jedem Fall angezeigt.

Rasseprädisposition

Einige Hunderassen haben volleres, dickeres, womöglich welliges Fell. Manche Hunde haben auch einfach mehr Haare im Ohr als andere. Es ist somit möglich, dass das Haarezupfen bei vereinzelten Hunden auch als regelmäßige Maßnahme sinnvoll ist. In diesem Fall sollte man den Hund langsam und schonend an die Behandlung gewöhnen und in mehreren Schritten nur wenige, sich gut lösende Haare zupfen. Die nachwachsenden Haare lösen sich erfahrungsgemäß über die Zeit immer leichter und so stellt das Zupfen kein negatives Ereignis für das Tier dar.

Pinzette, Klemme oder Finger

Oberste Priorität hat selbstverständlich, den Gehörgang des Tieres nicht zu schädigen. Setzt man also Instrumente ein, sollten diese möglichst stumpf und breit sein und nicht zu weit ins Ohr eingeführt werden. Wie das Zupfen am besten gelingt, ist allerdings Geschmackssache und abhängig von Haarlänge und Gehörgangsweite.

…oder doch Haareschneiden?

Haareschneiden verursacht keine Mikroläsionen, wie das Zupfen. Allerdings können die nachwachsenden Haare im Ohr unangenehm werden. Die Meinungen gehen hier auseinander, so sollte auch diese Entscheidung individuell getroffen werden.

 

Autor: Dr. med. vet. Sabrina Thomeczek

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